Пермский Мемориал



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Seminar für deutsche Freiwillige

von Jan Grundmann

Wir sind insgesamt acht Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Russland, die in Sankt Petersburg, Moskau, Voronezh, Wolgograd und – das bin ich – in Perm für ein Jahr wohnen. Für ein Seminar haben wir uns alle hier getroffen und einiges über Russland, Perm und Memorial gelernt.


In deutschen Schule spielt die russische Geschichte tendenziell eher eine sehr geringe Rolle, sodass das Wissen bei deutschen Schülern über Gulag und großen Terror minimal ist. Bei uns als Russlandfreiwilligen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ist natürlich schon das Vorwissen wesentlich größer und trotzdem bot das Seminar eine besondere Erfahrung. Als Freiwillige seit nun schon sieben Monaten haben wir uns alle bereits mit Repressierten unterhalten und ein stückweit die Geschichte der Repressionen des 20. Jahrhunderts in Russland über Erzählungen und Literatur begreifen können, aber jetzt konnten wir noch einmal museal aufbereitet in Perm-36 sowie im heutigen Puppentheater die Geschichte erspüren. Ganz besonders wichtig waren dabei auch die lebendigen Berichte von Robert Latypow auf der Rückfahrt vom Gulagmuseum und Alexander Kalich im ehemaligen NKWD-Gefängnis.


Genauso spürbar wurde Geschichte auch im Stadtarchiv durch das Blättern in den Ordnern von Opfern des Terrors. Es steckt in jedem dieser Order ein menschliches Schicksal, über welches durch diese Papiere entschieden wurde: ganz bürokratisch, ganz trocken. Diese Vorstellung ließ einen jeden von uns gespannt vor seinem Ordner sitzen. So beliebig die Ordner uns auch zugeteilt worden waren – jeder hatte vor sich die Entscheidung über einen Menschen liegen mit dem Anteil nahm, von dem man mehr wissen wollte und mit dem man bei einer Verurteilung mitlitt.


Eine ganz andere Begegnung mit Geschichte hatten wir bei dem Treffen mit russischen Jugendlichen zum Thema des Geschichtswahrnehmung des zweiten Weltkrieges von russischer und deutscher Seite 70 Jahre nach dem Überfall auf die Sowjetunion.
Spannend war es hier zu sehen, wie sich nicht nur der Blickpunkt zwischen unseren Nationalitäten unterscheidet – der zwingend ein anderer ist aufgrund der Siegerperspektive Russlands gegenüber der Kriegsschuld Deutschlands. Darüberhinaus gab es aber auch eine viel ausgeprägtere  Unbefangenheit gegenüber diesem Thema von den russischen Jugendlichen, während wir als Deutsche bereits früh in der Schule lernen jedes Wort im Bezug auf Nazideutschland zunächst ganz genau abzuwägen. Eine Karte der Interessenslagen bei den Kriegsmächten in Europa, wie sie Ergebnis von russischen Teilnehmern war, hätte bei uns stundenlanger Diskussionen sowie historischer Belege bedurft und wäre viel vorsichtiger Ausgefallen. Wir Deutschen präsentierten lieber Würfel der Geschichte, die mit jeder Seite unterschiedliche Aspekte und Perspektiven auf den Krieg ermöglichen und fanden es in einer anderen Gruppe schon sehr gewagt und höchst provokativ auch nur das Hakenkreuz aufzumalen.


Noch einen vierten Einblick in die Geschichtsaufarbeitung, nämlich in die Politische, erhielten wir durch den Vortrag des Memorial Vorsitzenden von Moskau Arsenij Roginskij zum Thema „Ist die Entstalinisierung im heutigen Russland möglich?“. Dies ist merklich nicht für jeden Anwesenden ein Thema gewesen, dass ihn direkt anging, weil andere Probleme doch für den Einzelnen dringlicher und konkreter  erscheinen, doch wir als deutsche Zuhörer wussten ganz genau um die Bedeutung der politischen Aufarbeitung von Terrorregimen auch wenn wir nicht immer jedes seiner Worte verstanden, weil nicht nur russische Geschichte schwierig sein kann, sondern auch die Russische Sprache.

Тема: Deutsch / печать /
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